Wie du dir mit falschen Bildungsentscheidungen das Leben ruinierst. Teil II
Sich weiterzubilden, zahlt sich IMMER aus. - Ja? Wirklich?
Hier ein Beispiel aus dem Alltag der Headhunterin Ihres Vertrauens:
Junger Mann. Nennen wir ihn Rudi. Maschinenschlosser, einige Jahre Berufserfahrung als Instandhaltungstechniker in der Industrie. Somit einer dieser mordsmäßig nachgefragten Fachkräfte. Noch dazu ist Rudi ein patenter, lernfreudiger Bursche. Deshalb hat Rudi sehr gut verdient.
Doch dann hat Rudi einen Fehler gemacht. … Und ist jetzt ein Fall fürs AMS.
Vor 6 Jahren hat Rudi nämlich auf irgendwelche Schwachmaten gehört, die ihm gesagt haben: Wennst im Leben weiterkommen willst, musst uuunbedingt studieren.
Rudi hat den Blödsinn geglaubt, den Job geschmissen und sich an der Uni eingeschrieben. Studienfach: Geografie.
Rudi, Rudi gib acht!
Es folgen 5 Jahre Leben auf Stipendium, Nagen am Fensterkitt. Rudi fährt inzwischen eine rostige Gurke. Seine Ex-Arbeitskollegen winken aus tiefergelegten BMWs.
Dann endlich, Hurra! Studium abgeschlossen. Doch statt beruflich richtig durchzustarten, …uups!?
Im ganzen Bundesland gibt es KEINE Jobs für Geografen. Zumindest keine BEZAHLTEN ... fuck!
Es folgen: unbezahlte Praktika, Kellnern, erfolglose Initiativbewerbungen. Nach einem Jahr gibt er auf. Und will zurück in die Technik. Weil der Job war ja eh super. Und die Jobbörsen sind rappelvoll mit Inseraten. Also schreibt Rudi Bewerbungen für den Bereich, den er vor 6 Jahren verlassen hat. Und bekommt, Sie ahnen es bereits, eine verdammte Absage nach der anderen.
Warum?
Weil jeder Personalmensch denkt:
„Der will ja in Wirklichkeit was ganz anderes machen.“
oder
„Ob der sich als Akademiker noch in ein Arbeiterteam einfügen kann“
oder
„Lässt sich so einer was sagen von einem Vorgesetzten, der nur Lehrabschluss hat?“
Tja, hätte sich der Rudi damals hingegen in seinem Job weitergebildet, dann wäre er jetzt Instandhaltungsleiter. Oder CTO 🙂
Rudi ist ein krasser Fall, aber er ist nicht der einzige.
Da ist dieser Senior Controller. Schweineteure Ausbildungen zum Homöopathischen Klangschalentherapeuten hat er gemacht. Wollte sich damit selbständig machen. Hat nicht geklappt. Jetzt will/muss er doch wieder ins Controlling zurück.
Meine Kundin, die Personalchefin, is not amused: „Na von mir aus, dir zuliebe lad i den Vogel halt ein. Aber wenn der hier Globuli verteilt oder mir Öl aufs Hirn tropft, dann war´s das.“
Ohne dieser saudumen Klangschalensache hätte sie mir den aus den Händen gerissen.
Oder der Sales Manager in der Gehaltsklasse >100 000,- brutto p.a., der gedacht hat, dass er sich mit einem Wifi-Kurs in HR Management zum Personalchef hochkatapultieren wird. In Wirklichkeit bekommt er jetzt Absagen auf HR-Einsteigerpositionen, für die die Firmen dann doch lieber einen nehmen, der frisch von der Uni kommt und mit 45 000,- brutto zufrieden ist.
Achtung! Abzocke!
Jaja, ich weiß, der Bildungsberater von der Wifi, die nette Dame von der Klangschalenakademie oder der weltfremde Loser, der Berufsberatung an der Uni macht. Die alle versprechen Ihnen, dass DIESE EINE Ausbildung Ihrer Karriere den richtigen Spin gibt.
Aber der "Bildungsberater" ist in Wirklichkeit ein BildungsVERKÄUFER, die Klangschalentussi muss auch von was leben und der Berufsberater an der Uni hat noch keinen einzigen Tag in der Privatwirtschaft verbracht.
Gerade ältere Semester fallen da oft rein. Frustriert im Job, angepisst von der Firma und mit dieser Stimme im Ohr, die sagt „Jetzt oder nie!“.
Wenn Sie also zu denen gehören, die in fortgeschrittenem Alter oder in entsprechender gehaltlicher Flughöhe diesen dringenden Impuls verspüren, beruflich nochmal ganz was anderes zu versuchen, sag ich Ihnen jetzt ganz vorsichtig und diplomatisch die Wahrheit:
Ihre Chancen sind grottenschlecht.
Weil: Wenn Firmen einen Aufbaukandidaten bzw. eine Einsteigerin suchen, denken die an jung, billig, willig. Und nicht an den Mittvierziger, der mal 35 Leute unter sich hatte und ein Managergehalt eingestreift hat.
Überhaupt. Die Kohle. Wenn Sie in einem völlig neuen Bereich durchstarten, dann zerbröselt der Marktwert, den Sie sich als Controller, Sales Managerin, Instandhaltungstechniker oder Bilanzbuchhalterin mühsam erarbeitet haben.
Ab jetzt werden Sie den Marktwert eines Anfängers haben.
Was ist die Alternative?
Wesentlich gescheiter ist es, wenn Sie sich in Ihrem Bereich weiterbilden. Oder zumindest in einem Bereich, der irgendwie verwandt ist. So, dass Ihre bisherige berufliche Erfahrung für den neuen Job einen unmittelbaren Mehrwert bietet.
Geld ist Ihnen wurscht? - Ok, dann gibt es allerdings tatsächlich Bereiche, wo ein Neustart gut gelingen kann.
Die besten Chancen für den Quereinstieg
Optimal sind Branchen, die einen derart enormen Fachkräftemangel haben, dass sie inzwischen wirklich nach jedem Strohhalm greifen. Das sind:
Tourismus und Gastronomie
Wollen Sie nicht? - Schade! Dann vielleicht:
Lehrberufe, vor allem handwerkliche
Es gibt die Möglichkeit auf verkürzte Lehrzeit und man muss auch nicht unbedingt die Berufsschule besuchen. Und man bekommt zumindest ein Hilfsarbeitergehalt bezahlt. Perfekt, wenn Sie bisher wie die schwäbische Hausfrau gelebt und tüchtig angespart haben.
Pflege und Soziales
Schauen Sie sich die Jobs aber vorweg seeehr gut an. Weil die romantischen Vorstellungen, die viele haben, halten der Realität selten stand. Und im braucht man Ausbildungen, die jahrelang dauern. Auch wenn es für Laien oft so aussieht: Das kann nicht jeder, der mal als Zivi der Oma die Hand gestreichelt hat.
Öffentlicher Dienst
Hier gibt es inzwischen teilweise kaum noch Bewerbungen. Und sogar das Schulwesen greift angesichts des Lehrkräftemangels nach QuereinsteigerInnen. In den nächsten Jahren wird sich übrigens ein gutes Drittel der MitarbeiterInnen im öffentlichen Dienst in den Ruhestand vertschüssen. Spätestens dann steppt hier der Bär.
Informatik
Lockt mit bereits vergleichsweise attraktiven Einstiegsgehältern. Aber auch hier gilt: Gute Ausbildungen dauern. Der dreimonatige Programmierkurs verleiht Ihnen nicht den Marktwert wie z.B. ein einschlägiger Lehrabschluss oder eine HTL bzw. FH.
Better call Ines!
Bevor Sie Geld und Lebenszeit zum Fenster rauswerfen und nebenbei auch noch Ihren CV ruinieren, buchen Sie eine Stunde Beratung bei mir. Da schau ich mir Ihren CV an und wir checken gemeinsam, welche Aus- bzw. Weiterbildung tatsächlich Sinn macht.