Bewerbungsschreiben: Der eine Satz, der alles ändert und den Sie trotzdem im keinem Bewerbungsratgeber finden

Ich bin mal wieder auf der Suche nach jemandem für den Vertriebsinnendienst. Kundenbetreuung, After Sales usw., … Sie wissen schon.

Also ein Job, für den man diese herzlichen, freundlichen Menschen braucht. Solche, die schnell Beziehung herstellen können. Denen man vertraut. Auf die man sich verlassen kann.

Die meisten Firmen bevorzugen dafür Leute, die nicht mehr so ganz blutjung sind. Mehr so 40+.

Und genau mit diesem Suchraster im Hinterkopf mach ich da diese eine Bewerbung auf….

Eine etwa 20-Jährige, ziemlich frisch von der Schule. Also nicht gerade Beuteschema. Und dann wohnt sie auch noch recht weit weg (schlecht!) und ein Foto fehlt auch (ganz schlecht!).

Ich somit schon auf schnelle Absage eingestellt, überflieg aber sicherheitshalber noch ihr Bewerbungsschreiben.

*Gähn!*

Das auch noch! Der Standardtext, der bei Karriere.at hinterlegt ist. Kennt man von gefühlt jeder zweiten Bewerbung. Schon tausendmal gelesen. Unpersönlich. Laaaangweilig. Und das ist wirklich ultraschlecht bei jemanden für den Sales Bereich.

Ich ziele mit dem Curser auf den Absage-Button.

Aber dann les ich ihren letzten Satz.

Ich würde mich unglaublich freuen eine Rückmeldung von Ihnen zu bekommen, da ich es zuhause nicht mehr aushalte und unbedingt arbeiten möchte! 🙂 “

Jetzt muss ich grinsen.

Nichts mit Absage. Bin neugierig geworden. Ich rufe sie statt dessen an.

Und stelle fest: Sie ist genau wie dieser eine Satz. Offen, authentisch, herzlich und total motiviert.

Nach 2 Minuten Telefonat bin ich völlig verknallt in sie. In Lea, der ich eine Absage geschickt und die ich dann augenblicklich wieder vergessen hätte. Jetzt bin ich wild entschlossen, dem Kunden nötigenfalls ein Ohr abzukauen, nur damit er Lea trotz ihres jugendlichen Alters einlädt.

Alles nur wegen dem einen Satz!

Und was lernen wir jetzt daraus?

Wenn Sie sich bewerben, verstecken Sie sich nicht hinter Floskeln!

Und wenn Sie schon nicht völlig auf fertige Textblöcke und Vorlagen im Bewerbungstext- bzw. Marketing-Sprech verzichten wollen, garnieren Sie sie zumindest mit der einen oder anderen Anmerkungen in Ihrer eigenen urpersönlichen Sprache.

Mit diesem einen kleinen Detail, diesem einen Satz, der nach Ihnen klingt und nicht nach Vorlagetext.

Irgendwas, wodurch Ihre Bewerbung nicht mehr austauschbar und beliebig klingt.

Vielleicht sogar etwas, das entwaffnend ehrlich klingt. Wie der Satz von Lea, meiner Bewerberin.

Sie trauen sich nicht? – Dann denken Sie an die gelangweilte Headhunterin, an den abgebrühten Personalchef, die seit Jahren jeden Tag zig Bewerbungen lesen, die alle gleich klingen und dann auf einmal lächeln müssen …..

Ines Schöffmann

Headhunterin, Personalberaterin, Bewerbungscoach, Texterin

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