Mysterium Absage – Warum es bei Absagen fast nie eine Begründung gibt

Der klassische Standardabsagetext. Copy&paste.
„Danke für Ihre Bewerbung … blabla … interessantes Profil … blabla … haben uns aber ….blabla“
Kennst du, oder? Ein Text, der für jede(n) passen soll. Und deshalb völlig nichtssagend ist.
Und gerade dann extrem unbefriedigend, wenn du eigentlich gedacht hast, dass du super für den Job passt.
Vielleicht hast du sogar schon mal zum Telefon gegriffen und dich durchgekämpft bis zur zuständigen Recruiterin. Nur weißt du danach nicht mehr als zuvor.
Was du bekommst: Ausreden und leere Floskeln.
Garniert mit dem beliebtesten aller Personalermärchen: "Wir nehmen Sie in Evidenz.“
Die andere Seite der Medaille
Ich bin seit über 20 Jahren in der Personalberatung. Aber ich erinnere mich noch genau an meine erste Morddrohung.
Ich hab einen Konstrukteur gesucht. Und da war diese eine Bewerbung. Ein Kandidat, der eigentlich alle Anforderungen erfüllt hat. Aber das Bewerbungsfoto – kein Lächeln, starrer Blick. Dazu dieser Lebenslauf - kein einziges Arbeitsverhältnis, das länger als ein Jahr gedauert hat."Mit dem stimmt was nicht“, denke ich und klicke auf ABSAGEN.
Zehn Minuten später ein Anruf: ER.
Er möchte den Absagegrund wissen. Ohje, ohje! Ich krieg schon irgendwie ein komisches Gefühl bei seinem Unterton und überlege, ob ich nicht der Personalerin liebste Ausrede strapazieren soll: Stelle leiiiider schon vergeben. Doch ich entscheide mich für die Wahrheit. Diplomatisch verpackt. "In Ihrem Lebenslauf fehlt mir die Konstanz."
Schwerer Fehler!
Es folgen Mails mit Verwünschungen. Mit ausführlichen Beschreibungen dessen, was „Huren“ wie ich seiner Meinung nach verdienen würden.
Ich bin kein ängstlicher Mensch. Aber da hatte ich richtig Angst.
Und ich habe mir eines geschworen: Ab jetzt nur noch unverbindliche Ausreden, leere Floskeln und das Evidenz-Placebo!
Fast jeder und vor allem jede im Recruiting, hat ähnliches schon mal erlebt. Man weiß nie, wie jemand auf eine Absage reagieren wird. Also versucht man, so wenig Reibungsfläche wie möglich zu bieten.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum wir kaum jemals echte Absagegründe mitteilen. Es gibt noch mehr.
4 weitere Gründe, warum du keine Absagebegründung bekommst
1. Unternehmensrichtlinien - Viele Unternehmen haben klare Policies, Absagen nicht zu begründen. Der Grund? Die Gefahr von Rechtsstreitigkeiten.
2. Aufwand - Absagen zu begründen, kostet Zeit. Man muss überlegen, gut formulieren und sich auf lange Diskussionen einstellen.
3. Unwissen - Die HR-Abteilung, die die Absagen verschickt, weiß oft selbst nicht, warum die Fachabteilung einen Kandidaten ablehnt.
4. Hypothesen - Die meisten Absagen beruhen auf reinen Vermutungen, die anhand der Bewerbungsunterlagen getroffen werden. Z.B.:
- „Sie haben häufig den Job gewechselt. Wir vermuten deshalb, dass Sie ein Jobhopper sind.“
- „Ihre Unterlagen strotzen vor Fehlern. Wahrscheinlich arbeiten Sie auch sonst eher schlampig.“
- „Ihr CV schaut altmodisch aus. Sie passen deshalb wahrscheinlich nicht in unser junges Team.“
Wie soll man sowas jemandem sagen?! Man kann die Aussagen nicht belegen und würde ihn oder sie nur kränken. Und das will nun wirklich niemand.
Was kannst du tun?
Spare dir die Mühe, den „wahren“ Grund für eine Absage herausfinden zu wollen.
Wenn du sicherstellen willst, dass es nicht an deinen Bewerbungsunterlagen liegt, mail sie mir einfach mal! Und wenn du freundlich fragst und nicht mit Mord und Totschlag drohst, sage ich dir sogar gratis, ob du an dieser Schraube drehen könntest 😀
Und wie ist das nun mit der „Evidenz“?
Vergiss die! In vielen Firmen gibt es nicht einmal eine richtige Bewerberdatenbank. Und selbst wenn, dann ist die oft so zugemüllt mit inaktiven Profilen, dass da niemand mehr reinschaut.
Deine beste Chance tatsächlich in Evidenz genommen zu werden, sind Bewerbungsunterlagen, die so gut sind, dass man sie sich merkt und tatsächlich entsprechend ablegt.
Und dafür, dass du genau solche Unterlagen hast, kann ich sorgen 🙂
Also: Better call Ines!
Veröffentlicht: 02/2025