Recruiting nach dem Kaugummiprinzip – so vergraulen Sie erfolgreich Bewerber

Nur net hudeln!

Das gilt besonders im Recruiting.

Nur indem Sie den Prozess möglichst lang ziehen, stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen tatsächlich die MitarbeiterInnen bekommt, die es verdient.

Oder überhaupt niemanden.

Sie möchten auch zu denen gehören, die zukünftig am Bewerbermarkt durch die Finger schauen? - Dann setzen Sie einfach diese 10 altbewährten Punkte konsequent um:

1. Immer schön unpersönlich

Nennen Sie im Inserat auf keinen Fall die Ansprechperson! Wenn Leute Fragen haben, sollen sie sich durchtelefonieren müssen – oder sich gleich woanders bewerben.

2. Gut Ding braucht Weile

Bekommen Sie eine Bewerbung, lassen Sie sie erstmal 1 oder 2 Wochen gut abhängen, bevor Sie die Leute kontaktieren.

3. Im Interview: Pokerface !

Auch wenn Sie denjenigen super finden, zeigen Sie es ihm um Gottes Willen nicht! Und auch wenn er der einzige ist: behaupten Sie unbedingt, es gäbe da noch viele weitere Kandidaten. Er soll vom Gespräch bei Ihnen mit einem derart schlechten Gefühl rausgehen, dass er sofort 20 weitere Bewerbungen verschickt.

4. Vermeiden Sie Verbindlichkeit!

Sagen Sie Sätze wie „Wir melden uns bei Ihnen“ oder „Wir brauchen noch ein bisschen Zeit“. Die Leute sollen selbst erraten, ob damit Tage, Wochen oder Monate gemeint sind.

5. Nach dem ersten Interview: Nachdenkpause!

Wichtig ist es, gecastete KandidatInnen möglichst einige Wochen schmoren zu lassen! So stellen Sie sicher, dass die Guten zwischenzeitig was anderes finden und Ihnen die bleiben, die sonst keiner will. - Gut fürs Karma!

6. Schnuppern? Ernsthaft?!

Wenn eine Nervensäge nach Schnuppermöglichkeiten fragt oder das Team kennen lernen will, lehnen Sie mit dem Hinweis auf Datenschutz ab. Datenschutz ist generell die beste Ausrede. Eh für alles.

7. Seien Sie nicht erreichbar

Rufen KandidatInnen an, um nach dem Status ihrer Bewerbung zu fragen, rufen Sie NIE zurück! Wenn Sie trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch mal so jemand ans Telefon bekommt, halten Sie sich an Punkt 4!

8. Gatekeeper HR

Unterbinden Sie JEDEN direkten Kontakt zwischen KandidatInnen und Fachabteilung. ALLES muss über die HR laufen!

9. Nach dem Zweittermin: Nachdenkpause!

Warten Sie neuerlich mindestens 10 Tage. Es sollen ja wirklich nur die übrig bleiben, die zu Ihrer Firma passen.

10. And finally...

.. gilt es nun, diese lethargischen Schlaftabletten mit dem Dienstvertragsentwurf abzuschrecken. Dieser soll maximal verstörende, arbeitsrechtlich fragwürdige Klauseln beinhalten. Es empfehlen sich Konkurrenzverbote mit Pönalen, angedrohte Rückzahlungen von Ausbildungskosten, All-In Vereinbarungen, generell Drohungen aller Art. Und natürlich setzen Sie das Gehalt erstmal niedrig an. Verlassen Sie sich einfach darauf, dass die meisten gar nicht erst versuchen zu verhandeln, sondern lieber gleich woanders unterschreiben.

Und dann … Juchu! Dürfen Sie wieder von vorne beginnen.

Und in Ihrer HR-Selbsthilfegruppe jammern, wie schwierig es heutzutage ist Stellen zu besetzen.

Ines Schöffmann

Headhunterin, Personalberaterin, Bewerbungscoach, Texterin

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