Miese Kununu-Bewertung?- Wie aussagekräftig sind die wirklich?

Kürzlich hab ich einen IT-Techniker für einen Kunden gesucht. Nettes Team, überdurchschnittliches Gehalt. Ich hab Glück und finde den passenden Burschen. Der Kunde freut sich und lädt ihn zum Vorstellungsgespräch ein. Doch bevor das stattfindet, bekomm ich eine Mail von dem Burschen: "Ich hab mir die Kununu-Bewertungen der Firma angeschaut. Urschlecht sind die. Ich geh DA fix NICHT hin."

Oida!?

Tatsächlich! Ein Score von 2,1 von möglichen 5. Unterirdisch ist das! Gegen die ausführlich begründeten fünf oder sechs schlechten Bewertungen kommen die zwei auffällig guten (vermutlich von der Personalabteilung selbst verfasst) nicht an.

Von Flop zu Top

Mein Kunde hatte übrigens keine Ahnung von dem blamablen Ranking. Doch wenige Tage nachdem ich ihn aufgeklärt hatte, war der Score wundersamerweise von 2,1 auf 4,5 gestiegen. Von grottig zu top in 3 Tagen – WIE GEHT DAS DENN???

So z.B.:

Es gibt Anwaltskanzleien, die sich darauf spezialisiert haben, miese Bewertungen löschen zu lassen. Die Kosten: ein Apfel und ein Ei. Lächerlich. Weil Standardschreiben. Kann der dümmste Praktikant der Anwaltskanzlei mit einem Klick rausschicken. Hat mein Kunde auch machen lassen. Jetzt ist wieder alles in Butter 😉

Wenn du also wieder mal auf eine hübsche, hohe Arbeitgeber­­bewertung stößt, denk daran, dass die möglicherweise genauso zustande gekommen ist!

Oder so:

Wem das Löschen missliebiger Bewertungen zu wenig ist, der wendet sich an eine Agentur, wo man Arbeitgeber­­bewertungen ebenso kaufen kann wie Google-,  Holidaycheck-, Amazon-Bewertungen usw. .

Im Unterschied zu den Jubel-Bewertungen, die die Personalabteilung –meist ziemlich patschert- selbst gefaked hat, schauen die auch noch echt aus. Fällt unter Employer Branding. Macht man heutzutage so 😉

Gütesiegel, die man „kaufen“ kann

Was du auch wissen solltest: Die allermeisten „Gütesiegel“ und Rankings, von „Great place to work“ über Awards für Innovativität, Recruitingqualität etc. kosten etwas.

Umsonst ist da gar nichts. Null.

Das ist inzwischen ein florierender Geschäftszweig. Einer meiner Kunden nennt das "Schutzgelderpressung" 😀

Kein Siegel bedeutet also nicht automatisch, dass die Firma ein „bad place to work“ ist. Es gibt massig Firmen, die auch ohne Siegel tolle Arbeitsbedingungen bieten. Und vielleicht gerade deshalb gar keine brauchen.

Liebesgrüße vom Mitbewerber

Und noch ein letzter Aspekt: Auch schlechte Bewertungen können gefaked sein. Da niemand überprüfen kann, ob Bewertungen echt sind, ist es eine einfache und kostengünstige Möglichkeit mit schlechten Bewertungen dem Mitbewerber zu schaden.

Zusammengefasst: Die Aussagekraft solcher Gütesiegel und Bewertungen ist ziemlich limitiert. Sie können aber manchmal ein Anhaltspunkt sein.

Deshalb Tipp von der Headhunterin deines Vertrauens:
Sprich im Vorstellungsgespräch negative Bewertungen an und frag nach, wie die aus Sicht der Firma zustande kommen. Wenn dann was kommt von wegen undankbarer (Ex-) Mitarbeiter, die einfach nicht hackeln wollten, dann kennst du dich aus. Zumindest dann, wenn du diesen Blogpost gelesen hast https://hr-schoeffmann.at/unsere-firma-gottes-geschenk-an-die-menschheit-von-beleidigten-leberwuersten-und-verschmaehten-liebhabern/

Ines Schöffmann

Headhunterin, Personalberaterin, Bewerbungscoach, Texterin

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